Samstag, 2. Juni 2007
Ethik und Immobilienmakler
Die US-Autoren Trout/Rivkin erwähnten, daß in 301 Unternehmens-philosophien Kundendienst 250 mal, Kunden 211 mal, Qualität 194 mal angesprochen wurden. Das heißt, daß die angeblich unternehmens-spezifischen "Philosophien" weitestgehend Schlagwörter verwandten, die von "allen" benutzt wurden und deshalb kaum einen Aussagewert hatten.

Ich kannte eine Firma, die als einen der wichtigsten Werte den sozialen Umgang mit ihren Mitarbeitern beschrieb ... und ein halbes Jahr nach "Inkraftsetzung" die Hälfte von ihnen von einem Tag auf den anderen entlassen hatte. :(

Bei "ethischen Grundsätzen" sehe ich es ähnlich: idR werden Phrasen benutzt, die gut aussehen und zu selten werden Sanktionen beschrieben, die eintreten sollen, wenn gegen die "Ethik" verstoßen wird.

Wenn ein Verband als (vornehmsten) Grundsatz herausgibt "Der Kunde ist das Wichtigste", frage ich mich, ob das ernst gemeint ist.

Was heißt, das "Wichtigste" ? Gibt es keine Gewinnerzielungsabsicht mehr ? Und von welchem Kunden wird gesprochen - vom Anbieter oder vom Interessenten ? Konkret: Was ist, wenn das Interesse des Kunden im Konflikt zu anderen Zielen steht ?

'Alm-Studio's Blog-Fotos Personen' von Alm-Studio's Blog-FotosAuch findet man unter "ethischen" Prinzipien Hinweise auf ein kollegiales Verhalten gegenüber Wettbewerbern, die ich zwar für befolgenswert halte, die aber nichts mit "Ethik" zu tun haben.

Ich fände es richtig, wenn es eine Pflicht-Prüfung für Makler gäbe, die im Zeitablauf zu erneuern wäre. Alles andere sollten der Markt und die vorhandenen gesetzlichen Vorschriften regeln: wer wissentlich falsche Aussagen über die angebotene Immobilie, Rechtsverhältnisse, Zahlungsfähigkeit macht, verliert seinen Provisionsanspruch und kann schadenersatzpflichtig werden.

Man darf eines nicht aus dem Auge lassen:
Ein Makler hat EINE Aufgabe: die Herbeiführung eines Verkaufsabschlusses. Wenn ein solcher nicht zwangsläufig beiden Kunden gerecht wird, wird es keinen Notartermin geben und der Makler verdient kein Geld.

Kein Kaufvertrag, der von mir oder von einem von mir "betreuten" oder beschäftigten Maklern vermittelt wurde, ist in den vergangenen 14 Jahren rückabgewickelt worden. Es gab keine Schadenersatz-forderungen, keine verlorenen Prozesse - das hat sicherlich auch mit Glück zu tun aber mit Glück allein kann man eine so lange Zeit nicht "schadlos" überstehen. ;)
Foto: www.almstudio.at

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